Prof. Dr. Lisa Gotto

Zur fluiden Ästhetik des Dreidimensionalen

Die Frage der räumlichen Tiefenillusion ist für die Entwicklung der optischen Medien nicht neu. Seit dem 18. Jahrhundert experimentierten zahlreiche technische Apparaturen und raumgestalterische Anordnungen mit der Möglichkeit, projizierte Bilder nicht flächig, sondern plastisch erscheinen zu lassen. Mit der Einführung des Kinos und der Etablierung seiner zweidimensionalen Gestaltungsformen als prägender ästhetischer Konvention wurden jene früheren Versuche jedoch verworfen und verdrängt. Im digitalen Zeitalter erobert das 3D-Kino dieses kulturelle Terrain zurück und erweitert es mit ganz neuen Möglichkeiten.

Durch die Überwindung der Rahmenfixierung werden flexible Wahrnehmungsformen möglich. 3D-Filme lassen starre Positionen und feste Grenzen zerfließen, sie verleihen dem Kino ein neues Potential der Immersion.  Dieses Potential gilt es entlang der Ästhetik des Fluiden zu erschließen. Der Vortrag widmet sich dem theoretischen Konzept der raum-zeitlichen Fluidität und stellt Anwendungsmöglichkeit für filmische Erzählformen und Gestaltungsprozesse vor. Im Vordergrund stehen dabei Fragen der mise-en-scène, der Einstellungsdauer sowie der Kameraposition und –bewegung.
 

Lebenslauf

Lisa Gotto ist Professorin für Filmgeschichte und Filmanalyse an der ifs internationale filmschule köln. Seit 2001 unterrichtet sie an einer Vielzahl von Institutionen, darunter Universitäten und Filmhochschulen in München, Köln, Regensburg, Weimar, Lüneburg und Mannheim. Sie forscht und schreibt zu Filmgeschichte und Filmästhetik, zu Prozessen des medialen Wandels und zu populären Bildkulturen. Derzeit arbeitet sie an einem Projekt zum Thema Visualität und Taktilität.

 

Lisa Gotto ist Teil der Jury des Kurzfilm- als auch des Dokumentarfilmwettbewerbs innerhalb des BEYOND Filmfestivals 2013.