Raum-Klang

„in vain“

Eine Produktion des Radio-Sinfonieorchester Stuttgart des SWR unter der Leitung von Jonathan Stockhammer mit stereoskopischer 3D Visualisierung von Bernd Lintermann.

Das 70 Minuten lange Werk "in vain" für 24 Instrumente aus dem Jahr 2000 zeigt ein komplexes Klanggewebe aus temperierter Skala und Mikrotonalität. Der Komponist Georg Friedrich Haas agiert hier virtuos zwischen normalem Zeitfluss, rasanten Tempobeschleunigungen und einer Art "rasendem Stillstand". Das vom SWR aufwendig produzierte Werk wurde im Frühjahr unter der Leitung von Jonathan Stockhammer bei den Schwetzinger SWR Festspielen aufgeführt. Die akustische Aufzeichnung des Konzertes wird im ZKM_Kubus visuell von einer sich parallel zum akustischen Werk entfaltenden Bildwelt begleitet. Die in stereoskopischem 3D projizierten Objekte  entstammen der Formensprache von Bernd Lintermann, der mit seiner Software Xfrog verschiedenste Installationen und Konzerte realisiert hat. Die auf Zufallsprozessen beruhenden Formentwicklungen folgen ästhetischen Vorgaben und führen bei jeder Aufführung zu neuen überraschenden Momenten.

von Georg Friedrich Haas

 


Sequenza III, spatialized

(Musik von Luciano Berio, elektronische Verräumlichung Bruno Friedmann)

Musik, eine zeit- und ortsvariante Entwicklung von Klängen, ist auditiv und interaktiv mit dem Vortragsraum verknüpft und von dessen Eigenschaften und Dimensionen abhängig. In dieser Bearbeitung macht sich Luciano Berio's Komposition, Sequenza III, ein komplexes Solostück für Frauenstimme, den Raum aktiv zu eigen, indem die vielschichtigen Tonmodulationen, Spektren, Farben und bizarre Wendungen der Stimme selbst ihren Klang-Ort bestimmen. Die Stimme bewegt sich mit all ihren empfindsamen Nuancen durch den Hörraum und breitet sich mit ihrer vieldimensionalen Dynamik über die Zuhörenden aus. Eine solche, vom inhärenten Reichtum der Musik evozierte Verräumlichung gibt den Tönen und Lauten Platz und Luft zum Atmen, bringt sie untereinander auf eine angenehme auditive Distanz, macht musikalische Kapriolen auch räumlich erfahrbar.

Die menschliche Stimme als Musikinstrument, als tönendes Medium, gilt als eines der subtilsten musikalischen Ausdrucksmittel, versatil und dynamisch, bespielbar aus dem Innersten des Menschen heraus, ohne mechanische Zwischenglieder. Diese Unmittelbarkeit dreidimensional wahrnehmbar zu machen, ist das Ziel dieser Werkbearbeitung. Sequenza III enthält ein Maximum an Diversität und Ausdrucksstärke, die sich auch räumlich entfalten. Stimmliche Modulationen gehen einher mit Klangbewegungen, gelenkt von der Artikulation und den Klangfarben selbst. Die Bewegungsmuster spiegeln eins-zu-eins die Komposition wider. Die direkte Klang-Raum-Relation gibt den Klangsegmenten untereinander ein ortsbezogenes  Spektrum. Der stimmliche Ausdruck wird dadurch entflechtet, die räumliche Kognition unterstützt die auditive Wahrnehmung.

Weder die Akustik noch die Psychophysik können das Wesen der klingenden Musik und deren inhärente Fähigkeit, den Menschen emotional zu berühren, technisch fassen. Ein interessantes Werkzeug hierzu sind die mit Hilfe von Analyse-Software extrahierten Audiodeskriptoren. Sie können in Echtzeit subtile Klangeigenschaften und deren Veränderungen messen. Diese Metadaten sind unverwechselbare zeitliche Muster einer bestimmten Musik und bilden deren Qualitäten, deren Modulationen sowie zeitliche und spektrale Beziehungen ab. Sie sind aufs engste mit der Musik verknüpft und werden in Sequenza III, spatialized unmittelbar zur Steuerung einer räumlichen Klangverteilung verwendet.
 

Bruno Friedmann

 

Repititions

20 kanalige Komposition für Raumklang
Klangregie: Ludger Brümmer, IRMAT Tisch: Holger Stenschke

Repititions ist aus Samples von Igor Stravinsky's Sacre du Printemp als Kompositionsauftrag des Schweizer Festivals Rümlingen entstanden. Durch aufwändige algorithmische Verfahren wurden Stravinsky's Klänge eine völlig neue Gestalt gegeben, die teilweise nicht mehr an den Ursprung erinnert. Demnach handelt es sich hier nicht um eine Deutung, Interpretation oder gar Bearbeitung des Werkes, sondern um ein völlig eigenständiges Werk mit kurzeitig aufflackernden Referenzen zum Original. 

Die 20 kanalige Fassung von Repititions wird das erste mal mit einem interaktiven am IRMAT in der Abteilung Forschung & Entwicklung der Musikhochschule Basel, Amadis Brugnoni & José Navarro entwickelten Tisch in Echtzeit verräumlicht. Gundlage für die Verräumlichung bilden Schwarmalgorithmen und deren Abwandlungen. Die Klänge werden mit den zehn Fingern der Hand gesteuert und reagieren entsprechend der Algorithmen. Es geht hierbei um die Idee die komplexe Räumlichkeit die durch ein 20 kanaliges Werk entsteht durch zwischengeschaltete intelligente Logik überhaupt handhabbar zu machen. 

von Ludger Brümmer
Dauer: 21:00 Minuten 

 

Raum-Klang-Bild-Bewegung: Eine Multidimensionale Eventdokumentation

Es werden 3D-stereoskopische Videoprojektionen, zusammen mit dem 3D-Sound von vergleichenden Raumaufnahemverfahren präsentiert, die drei Preisträgerkonzerte des ZKM-Gigahertzpreises 2012 dokumentieren. Im Rahmen des Ringseminars "Raum-Klang-Bild-Bewegung", das sich mit 3D-Klang und 3D-Video auseinandersetzt, wurde als praktische Forschungsarbeit das Potential multidimensionaler Eventdokumentation untersucht.

Dafür wurde die Verleihung des international angesehenen Giga-Hertz Preises für elektronische und akusmatische Musik in 3D dokumentiert. Gleichzeitig wurden mehrere vergleichende Raumaufnahmen angefertigt, um eine adäquate Form der Repräsentation für die komplexen Raumkomponenten der jeweiligen Kompositionen zu finden. Es wurden ein Surroundmikrofon, ein klassisches Stereoset, Doppel-MS und ein Kunstkopf verwendet. Aus diesen Aufnahmen können unterschiedliche Klangmischungen erzeugt werden, für klassische Mehrkanalkinosystemen, wie 5.1, aber auch für anspruchsvolle Präsentationsformen, wie High-Order-Ambisonics, oder auch HRTFbasierte Kopfhörermischungen.

Es entstanden drei ca 20 minütige 3D-Filme, welche die Kompositionen von D. P. Biro, K. Y. Chong und E. Nunes dokumentieren. Der Zuschauer/Zuhörer hat die Möglichkeit, während der Präsentation der Videos, zwischen den unterschiedlichen Raumklangmodi zu wechseln, um die Besonderheiten der jeweiligen Aufnahmeverfahren vergleichen zu können.

Credits:
Team: J. Cai, B. Chen, M. Goebel, L. Schwarz
Leitung: Dr. P. Modler, Y. Pistor, L. Schwarz, M. Snaselova,
Dank an: Neumann GmbH, 'Der Martin'. M. Schneider, Prof. Dr. T. Troge, Prof. L. Brümmer, L. Pfanz, Prof. J. Christ

Tickets

Tickets für das Filmfestival und 3D-Experten-Symposium ab sofort hier erhältlich.

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